Bilanz nach einem Jahr Ratsarbeit
Die Badischen Neusten Nachrichten (BNN) zogen in diesen Tagen gemeinsam mit den Stadträten Bilanz: Wie verlief das erste Jahr nach den Kommunalwahlen? Fragen und Antworten geben wir Ihnen hier zur Kenntnis. Die Fragen stellte Christof Bindschädel, Leiter der BNN-Lokalredaktion Bretten.
Wie lief die Arbeit innerhalb Ihrer Partei bzw. Wählervereinigung seit dem Amtsantritt des neuen Gemeinderats ab?
Seit Amtsantritt blicken wir zufrieden auf die Arbeit unserer Gruppierung zurück. Bürgernähe statt Parteidogmen ist unser Maßstab – das zeigt sich auch in unserem Abstimmungsverhalten. Inhaltliche Akzente setzten wir bei der Gartenschau, die wir bereits im Wahlkampf kritisch hinterfragt hatten. Mit der neuen Verwaltungsspitze wurde dieses Projekt folgerichtig beendet, um Schaden von der Stadt abzuwenden. Zahlreiche Gespräche mit Bürgern, ob an Infoständen oder bei Veranstaltungen, haben unseren Kurs bestätigt.
Sind Sie mit der Zusammenarbeit mit dem OB bzw. der Verwaltung zufrieden?
Mit OB Nico Morast kam der notwendige Impulsgeber ins Amt. Seine Agenda verlangt Ausdauer, Klarheit und Überzeugungskraft – und er schafft es, die vielgestaltige Ratslandschaft mitzunehmen. Besonders die Transparenz, etwa beim „Brettener Weg“ oder der Gartenschau, ist ein Bruch mit früheren Jahren. Notwendige Verwaltungsveränderungen sind erkannt und angepackt. Wir sehen die Zusammenarbeit durchweg positiv.
Im Zuge der Gartenschau-Entscheidung gab es erstmals eine gemeinsame Stellungnahme aller im Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen. Sollte das bei künftigen Entscheidungen mit ähnlicher Tragweite wieder so gehandhabt werden?
Gemeinsame Stellungnahmen vermitteln Geschlossenheit – sinnvoll bei Entscheidungen mit besonderem Gewicht. Die Gartenschau war ein solches Beispiel. Dieses Instrument darf etwas Besonderes bleiben, ist aber künftig bei ähnlich bedeutsamen Themen durchaus vorstellbar. Es erhöht zudem die Sitzungsökonomie, weil endlose Wiederholungen bei Reden entfallen.
Welche drei Projekte wollen Sie in den kommenden Monaten angehen bzw. vorantreiben?
Unsere Schwerpunkte für die kommenden Monate: Erstens die Haushaltsaufstellung 2026 – geprägt von volatilen Einnahmen, steigenden Umlagen und dem Versäumnis, rechtzeitig weiteres Gewerbe in Bretten anzusiedeln. Zweitens die Wirtschaft: Abwanderungen wie bei Thollembeek oder MSG Gillardon dürfen sich nicht wiederholen. Nur wenn Bretten Arbeitsstandort bleibt, bleibt es auch attraktiver Wohnstandort. Drittens Pflichtaufgaben: In angespannten Zeiten müssen freiwillige Leistungen kontinuierlich überprüft werden. Digitalisierung und künstliche Intelligenz bieten Chancen, die Verwaltung effizienter zu machen.
Die Brettener Schulden wachsen und das wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren so sein. Wo kann bzw. wo muss die Stadt Ihrer Meinung nach sparen?
Der wichtigste Schritt zur Entlastung war die Absage der Gartenschau. Weitere Hebel liegen in der Ansiedlung zukunftsträchtiger Gewerbe durch maßvolle Steuerpolitik und Anreize. Striktes Projektcontrolling ist nötig, um Kostenexplosionen zu vermeiden. Auch städtische Gesellschaften brauchen einen kritischen Blick, da sie zunehmend Finanzhilfen erfordern. Klar ist für uns: Verwaltungsaufblähung und steigende Personalkosten dürfen nicht zur Dauerlösung werden. Freiwillige Leistungen müssen stets am Nutzen je Bürger gemessen werden, Veräußerungen von Flächen oder Objekten können im Einzelfall ein Ausweg sein. Entscheidend bleibt eine dauerhaft transparente Finanzlage für Rat und Bürgerschaft.